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MARIE-HELEN SCHEID: URBANE AGRIKULTUR EHRENFELD

urbaneagriAusstellung in der DQE-Halle

Diplomarbeit: "Urban Farming – Ein wachsendes Phänomen"

Das Stipendium "Urbane Agrikultur in Ehrenfeld" stellt eine Weiterführung des zweiten Diplom-Nebenthemas von Marie-Helen Scheid dar. Die Arbeit mit dem Namen "Urban Farming – Ein wachsendes Phänomen" wurde im Sommer 2010 im Rahmen des Design-Studiums an der Köln International School of Design / FH Köln im Lehrgebiet "Ökologie und Design" eingereicht.

Gegenstand der Untersuchung sind die unterschiedlichen Erscheinungsformen urbaner Landwirtschaft in der industrialisierten Welt, und die dahinterstehenden Motivationen derer, die sie betreiben, zu erforschen und zu analysieren. Leitende Fragestellung war, ob es sich bei diesem "Trend" europäisch-nordamerikanischer Industrienationen im Gegensatz zu lebensnotwendiger Subsistenzwirtschaft in weniger entwickelten Ländern um launige Eskapaden des Spätkapitalismus handelt. Oder gibt es einen sich verändernden Zeitgeist, der die städtische Produktion landwirtschaftlicher Güter als Ausdruck sich verändernder gesellschaftlicher Entwicklungen fördert?

Inhaltsfetzen der Diplomarbeit:
Der Antagonismus von Stadt & Land / Das dekorative Grün der lieben alten Dame / Vertrauensabnahme durch Anonymität – Nahrungslieferant globales Hinterland / Lebensmittelwüsten / Kartoffeln im Kleiderschrank – Locavores (Lokale Esser) / Brust oder Keule? – Deutsche Hähnchenreste in Afrika / Grüner Hedonismus – Green Gym / Politische Ikonografie – Michelle Obama im Gemüsebeet / Maislabyrinthe & Tortilla-Revolution / Green is $-green / Vertikale Wundersäcke in Nairobi / Food Miles - Food comes with baggage / Stadthybride – Urbane Landwirtschaft als strategischer Stadtentwicklungsfaktor / Stadtschrumpfung – Kühe in Detroit / Vertical Farmscrapers - Pig City …

Urbane Agrikultur

Zitat: "150 Jahre lang war Stadtentwicklung identisch mit Wachstum. Schrumpfen kann daher offensichtlich nur als Bedrohung gedacht werden. Deshalb setzt man alles daran, dieses Schicksal abzuwenden. Stadtpolitiker denken nicht nur immer noch in den Kategorien des Wachstums, sondern auch in solchen des Bauens. 150 Jahre lang ging es in erster Linie darum, dem Wachstum im wörtlichen Sinne Raum zu verschaffen.
Stadtplanung war Bauplanung. Heute muss Stadtplanung weit mehr beinhalten als physische Planung, nämlich vor allem Kultur-, Bildungs- und Sozialpolitik."
Hartmut Häußermann, Dieter Läpple, Walter Siebel, Stadtpolitik, 223

Urbane Agrikultur ist ein "Trend", der in den letzten Jahren international zu beobachten ist. Doch Landwirtschaft mitten in oder an den Rändern von Städten und Metropolen hat es immer gegeben. Das Empfinden als exotische Neuerung, ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass sich bei vielen das Verständnis von Stadt und Landwirtschaft immer noch an traditionellen Bedeutungsmustern orientiert. Dabei wenden sich immer mehr Menschen weltweit dem "Ackern in der Stadt" zu. Dies treibt seine Blüten auf dem eigenen Balkon, im Rahmen von Nachbarschafts-, Schreber-, Schul- sowie Interkulturellen Gärten und schlägt ebenso informell Wurzeln auf öffentlichen Brachflächen – Warum? Graben statt chatten? Gefangen in Lebensmittelwüsten? Nahrung mit oder ohne Dioxin? Grüner Hedonismus? Lokale Esser statt Plastic Planet und Food Miles? Bildung statt lila Milchkühen und Würfelspinat?

Urbane Agrikultur – Motivationen

  • SUBSISTENZWIRSCHAFT – Eigenversorgung u.a. aufgrund von Mangel an frischen Lebensmitteln
  • LEBENSMITTELSICHERHEIT – Nahrung im Zeitalter ihrer technischen Reproduzierbarkeit
  • ENERGIE – Transport, Food Miles & Verpackung – Food comes with baggage
  • FREIZEIT & LEBENSGEFÜHL – Graben statt chatten
  • BILDUNG – Urban Agrikultur als Bildungsangebot für Schulen, Kitas …
  • STÄDTEBAU – Urbane Agrikultur zwischen Wachstums- und Schrumpfungsprozessen der Städte
  • INTEGRATION – Das Mosaik sozialer Welten – Urbane Agrikultur als Beitrag zur sozialen Strukturierung des städtischen Raumes durch Interkulturelle Gärten

Hybride Räume mit multifunktionalen Nutzungsformen...

Das Phänomen Urbane Agrikultur ist Zeichen eines Veränderungsprozesses und Ausdruck einer neuen zeitgenössischen Lebensweise, die zeigt, dass die Trennung von Stadt und Land obsolet ist. Weder reaktionär, noch in Traditionen verhaftet, entstehen multifunktionale Orte. Sie verbinden Erholung, Esskultur, Umweltbewusstsein und Lehre. Diese hybriden Räume sind eine Neuinterpretation von Landwirtschaft und Urbanität und zeigen die fortlaufende Neuerfindung des Städtischen. In diesem Entwicklungsprozess präsentiert sich Urbane Agrikultur als ein schöpferisches Prinzip, das den heutigen Anforderungen an den Lebensraum, der "Benutzeroberfläche" von Städten und Metropolen, mit konstruktiven und zeitgerechten Formen, Materialien, Ideen und Lösungen begegnet – in London, Accra, Tokio, Nairobi oder Köln. Aufgrund der globalen Situation ist es wünschenswert, aus der "Erscheinung" neue modifizierte Zugänge sowie Ideen von Dauer zu entwickeln und die hybriden Räume aus der Nische der Übergangsstadien herauszuholen.

… in Köln

Während des Kölner Forums aktueller Architektur, plan10, entstand anlässlich das Projekt "Ehrenfeld, was isst Du?" die "Ehrenfelder Karte der Gelegenheiten": Sie visualisiert und benennt u.a. Orte, an denen produktive Stadtlandschaften umsetzbar sind. Denn Ehrenfeld ist mit einer Vielzahl von Brachflächen und informellen Wegeverbindungen für einen langfristigen Praxistest zu diesem Thema geradezu prädestiniert.

Die Idee ist bei der Kölner Wohnungsbaugesellschaft GAG auf Interesse gestoßen. Denn für die Brache "Grüner Weg" ist in den nächsten Jahren eine gemischte Bebauung aus Wohn- und Gewerbeflächen vorgesehen. Eine modulare, mobile und flexible landwirtschaftliche Zwischennutzung parallel zur Bauphase ist in Planung: Ein Obsthain, der zunächst als Zwischennutzung und danach als permanente Nutzung realisiert wird.

Das Stipendium wird genutzt, um zu untersuchen, wie multifunktionale Nutzungsformen in Köln-Ehrenfeld aussehen können, wie Informationsvermittlung stattfinden kann, inwieweit Steuerungsmechanismen zur Beteiligung von Menschen entwickelt werden können und um dabei mitzuwirken, Vernetzungsstrukturen von Beteiligten (Akteuren, Organisationen etc.) zu schaffen.

Beispiel hierfür ist die Mitarbeit an dem Projekt "Ehrenfeld, was isst Du?" (plan10), die Gestaltung einer ersten Ausstellung "Urban AgriCulture Ehrenfeld" zu den PASSAGEN 2011, die Teilnahme an Exkursionen nach Berlin und London, sowie die Mitarbeit an der im Frühjahr 2011 von der DQE-Initiative geplanten "Ehrenfelder Frühjahrsaktion", bei der an unterschiedlichen Orten Urbane Agrikultur im Feldversuch weiterhin fortgesetzt werden wird.

 

 

 

KONTAKT

Bei Fragen, dem Wunsch nach Vernetzung, Mitmachen, bei Anregungen oder Hinweisen, schreiben Sie gerne an die folgende Email-Adresse:
Marie-Helen Scheid, Diplom-Designerin
mail@mariehelenscheid.de

 

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